Poste de Santé – Koolo Hinde

Er hat drei Wochen im Jahr geöffnet. Und ist im Irgendwo.
Sein Ruf ist exzellent. Die Leute kommen von überall her. Auch aus der Hauptstadt. Eine 8-stündige Reise. Nicht lustig. Aber sie kommen.
Und sie müssen bezahlen. Es ist nicht kostenlos. Außer für Frauen und Kinder.
Eine OP kostet umrechnet 22€. Das ist viel für die Leute hier. Aber machbar. Im Gegensatz zu den lokalen Kliniken.
Die verlangen das 10-fache. Und mehr. Bei zweifelhaften Resultaten.
Der staatliche festgesetzte Mindestlohn liegt bei 45€ im Monat. Wenn man einen Job hat.
Von den Patientengeldern werden die lokalen Helfer bezahlt. Der Einsatz ist über Spenden finanziert.
Das deutsche OP-Team besteht aus drei Chirurgen, zwei Anästhesisten, zwei Gynäkologen, drei OP-Schwestern, einer Anästhesie-Intensiv-Schwester und einem Organisator mit lokalen Sprachkenntnissen. Plus einheimischne Helfern und einem Medizin-Student.
Die Klinik ist einfach ausgestattet. Aus deutscher Sicht. Aus hiesiger Sicht alles Hightech.
Es gibt eine Klinik. Zwei OP-Säle. Nebenan zwei Patientenhäuser. Die Angehörigen müssen die Patienten selbst versorgen. Zweimal am Tag ist Visite. Eine Sprechstunde wird angeboten.
Anhand vorbehandelter und voroperierter Patienten kann man den Grad der lokalen medizinischen Versorgung ablesen. Wir können nicht glauben, was wir sehen.
Das Team nimmt uns herzlich auf. Wir dürfen überall hin. Auch in den OP. In Grünzeug versteht sich. Wir helfen mit, wo wir können. Doro assistiert bei einer OP. Eine Leisten-Hernie.
Wir dokumentieren den Einsatz fotografisch. Inklusive Details der OPs.
Ansonsten staunen wir.
Über den Einsatz des Teams. Leute, die ihren Jahresurlaub dafür einsetzen.
Über die Professionalität. Den Team-Spirit. Die Begeisterung.
Über die Passion. Alles zu geben. Alles möglich zu machen. Was hier irgendwie möglich ist.
Über die Fähigkeit zu Improvisieren. Beim Ausfall der Wasserversorgung. Während des OP-Betriebs.
Über die Krankheiten. Missbildungen. Schmerzen. Schicksale.
Über mangelnde Gesundheitsvorsorge. Fehlende Nachhaltigkeit beim Versorgen. Bei der Wundhygiene. Verbände werden nicht gewechselt. Über Wochen. Entzündungen entstehen. Und kosten Knochen. Manchmal Gliedmaßen. Manchmal mehr.
Wir erleben vier Tage hochengagierten OP-Betrieb. Für uns eine fremde Welt. Völlige Reizüberflutung. Gedanken-Karussell. Wir lernen unglaublich viel. Einiges ist schwer verdaulich.
Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch der verändert Menschenleben.
Nur schwere Fälle kommen auf die OP-Liste. Viele müssen warten. Bis nächstes Jahr. Die Spannung ist spürbar. Daheim bleiben wäre einfacher.
Unser Respekt fürs kompetente Team im Speziellen und dieses Berufsbild im Allgemeinen steigt aufs höchste Niveau.
13 OP-Tage. 144 Eingriffe. 127 Patienten. Plus Konsultationen. Was für ein Einsatz!
Wer mithelfen möchte findet die Details bei Mango.

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5 Gedanken zu „Poste de Santé – Koolo Hinde

  1. Ich bin begeistert:-) Echt toll was manche leisten, klasse das ihr mitgegolfen habt:-) Ich werde für euch alle beten…..

  2. Und Mama du hast bei einer OP assistiert, ich bin stolz auf dich;-) Ist keiner von euch beiden umgekippt?;-)

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