Berlin – „Der Visa-Wahn“

Seit Montag sind wir in Berlin. Eine schöne Stadt. Unsere Hauptstadt.
Doch Berlin hat auch seine Schattenseiten. Meist versteckt in repräsentativen Villen oder mehrstöckigen Gebäuden. Manche mit schwerer Eingangskontrolle. Mit Metalldetektoren und Röntgengeräten. Elektronische Geräte müssen abgegeben werden, bevor man in das Wartezimmer gelassen wird. Einseitig verspiegelte Scheiben wie im Verhörzimmer der Kripo. Wir bezahlen Gebühren in exorbitanter Höhe – eine Gelddruckmaschine. Expresszuschlag €50.- pro Pass lassen uns den Atem anhalten. Preisunterschiede von €100.- zwischen Botschaft und Konsulat, zwischen Touristen- und ordinärem Visum. Der Unterschied bleibt dem uneingeweihten Reisenden verborgen.
Wir legen die geforderten biometrischen Passbilder vor, lassen uns trotzdem nochmals biometrisch ablichten und die Abdrücke von vier Fingern elektronisch abscannen.
Wir betonen, dass wir weder ein gebuchtes Flugticket noch eine Hotelreservierung vorlegen können. Auch Einladungsschreiben und Menschen, die sich in den jeweiligen Land für uns verbürgen, können wir (noch) nicht vorweisen. Wir kommunizieren diesbezüglich in nächtlichen E-Mails mit der deutschen Botschaft gewisser Länder, Ex-Tansafrika-Reisenden und in afrikanischen Ländern sesshaft gewordenen Ex-Tansafrika-Reisenden.
Als Folge schreiben wir nachts Reiserouten durch die Länder auf, bestimmen den Ort des Grenzübertritts bei der Ein- und bei der Ausreise und legen das jeweils exakte Datum für den Grenzübertritt fest. Bei grob 15.000km Wegstrecke eine recht wackelige Angelegenheit.
Das müssen wir dann noch von notarieller oder öffentlicher Stelle beglaubigen lassen – wir verbringen dafür eineinhalb Stunden im Wartezimmer des Bürgerbüros im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf – was angesichts der Tatsache, dass wir das originäre Dokument selbst verfasst haben und die kommunalen Berliner Behörden mit der planerischen Komponente einer Transafrika-Reise ihren inhaltlichen Wirkungsbereich leicht überschreiten, von zweifelhafter Aussagekraft ist.
Dank freundlich-engagierter Mitstreiter können wir bei Abgabe der Visum-Anträge noch kurzfristig Fern-Kopien unseres im Süden verbliebenen Carnet de Passage für den Landy2go organisieren.
Die Bilanz unseres drei-tägigen Berliner Botschaftsmarathons: wir werden in 6 Botschaften vorstellig, bekommen Visa von zwei Länder in unsere Pässe eingetragen und haben zwei weitere Anträge am Laufen – von erforderlichen 16 bis Kapstadt und weiteren 9 bis Khartoum.

Herzlichen Dank an Ralf, der uns seine schöne Berliner Wohnung mit Büro als Operationsbasis zur Verfügung stellt, uns den besten Weg mit öffentlichen Verkehrsmittel zur jeweiligen Botschaft erklärt und uns jeden Tag mit kulinarischen Finessen wieder aufpäppelt.

Männerwelten

Schrauberlehrgang für Buschreparaturen. Eintauchen in eine weitere Männerwelt. Ich weiß jetzt wie Reifen gewechselt und repariert werden. Auch wie man den Reifen mit Bremsenreiniger wieder auf die Stahlfelge sprengt. Ich lerne Begriffe wie Kardanwelle – vorher kannte ich nur Donauwelle. Homorkineten sind ein Teil an der Steckachse. Es hat überraschenderweise nichts mit einer hyperkinetischen Störung zu tun. Das Ausbauen der Radlager sieht relativ machbar aus. Wenn man allerdings die Schrauben und das ganze Material betrachtet, dann stellt sich die Frage, wie das Ganze wieder zusammenpasst und in welcher Reihenfolge. Das Ziel ist vermutlich, dass kein Teil übrig bleibt…
Die Instandhaltung der verschiedenen Lager bedarf anscheinend einer häufigen Lifting-Pflege durch eine gute Fettsalbe mit Langzeitschutz. Daran sollte ich mir mal ein Beispiel nehmen. Ich könnte auch neidisch auf unseren Olli (Landy) schielen, da er doch gerade deutlich mehr Aufmerksamkeit und Pflege bekommt ;-).Mit Caramba und WD40 bekommt man bei ihm sämtliche Blockierungen wieder hin. Cool wärs, wenn’s bei meinen Blockaden im Kreuz auch helfen würde.
Auf die anschließende eiskalte Schlammpackung mit Seilwinden-Einlagen im Gelände hätte ich gerne verzichtet. Aber es galt als wichtige Vorübung für die Afrikanischen Straßen in Äquatornähe. Was soll Frau da sagen…

Die tollste Klasse 3b der Welt, die coolste Grundschule und das beste Kollegium

Hallo Schule,

ich werde Euch vermissen. Vor allem die igelfrisurigen, sommersprossigen, Mathe-begeisterten Genies. Die Natur- und Tier-Wissenschaftler. Jungs mit Fussballerwaden. Mädchen mit langen, glänzenden Haaren. Kids, die sich besser im Death Valley und bei Vulkanen auskennen als ich. Kinder, die die Sporthalle unsicher machen. Mädchen, die die reinsten Körper-Akrobaten sind. Girls, die zu Kunst-Künstler werden. Fahrrad-Experten, ob auf Nase oder Straße. Kinder, die einfach so zwei Sprachen oder mehr sprechen. Streitschlichter. Kids, die für andere ein Herz haben. Kinder, die echte Kämpfer sind und nur so ihren Schulalltag meistern.
Hinter dem steht eine Lehrerin, die den Kindern Flügel verleiht.
Ich habe viel von euch gelernt – ich war ja schließlich in der Schule. Wir hatten viel Spaß miteinander und so manche Sorgen und Streitereien haben wir zusammen gelöst. Ich habe miterlebt, wie ihr Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt habt und wie ihr Freundschaften geschlossen habt.
Das ganze funktioniert nur an einer Schule, die von einer Rektorin mit Herz und Witz geleitet wird und mit einem tollen, engagierten Lehrer-Kollegium.
Ich werde die Pausen und Gespräche mit euch vermissen. Aber wer weiß, man sieht sich meistens zweimal im Leben.

Danke für die tolle und wertvolle Zeit bei Euch!

Euer Heinzelmännchen